Ja zur Initiative für eine 13. AHV-Rente

Eine gezielte und breit angelegte Kampagne mit dem Ziel, jede mögliche Stimme - über die klassischen Reihen der Linken hinaus - zu mobilisieren.

Die Initiative für eine 13. AHV-Rente stellte eine einmalige Chance für die Stärkung des Schweizer Sozialstaates dar. Noch nie in der Geschichte des Schweizer Initiativrechts wurde eine Volksinitiative angenommen, die eine weitreichende soziale Errungenschaft einführen wollte. Dass diese Initiative potenziell gewonnen werden kann, war uns schon länger klar.

Im Auftrag des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) durften wir die Kampagne für die 13. AHV-Rente intensiv und vielfältig unterstützen. Mit dem SGB verbindet uns eine langjährige enge Zusammenarbeit an verschiedenen Kampagnen und Projekten.

 
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Challenge

 

Der Bundesrat hat im Spätherbst 2023 den Abstimmungstermin überraschend und kurzfristig auf den 3. März 2024 gelegt. Dies bedeutete, dass wir - entgegen anderen Planungen - sofort und mit wenig Vorbereitung mit einer intensiven Kampagne starten mussten.

Für eine Zustimmung wären Stimmen weit über das klassische Linke Lager hinaus nötig. Dazu mussten Strategien entwickelt werden, um diese Zielgruppen spezifisch zu überzeugen und zu mobilisieren.

Es war klar: Die Nein-Seite würde, finanziert durch Wirtschaftsverbände und Konzerne, eine millionenschwere Kampagne führen. Wir hatten ein sehr begrenztes Kampagnenbudget zur Verfügung - aber wussten, dass abertausende Menschen auf unserer Seite stehen. Diese Stärke galt es auszuspielen.

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Eine zielgerichtete und adaptive Strategie

In enger Zusammenarbeit mit dem Kampagnenteam des SGB entwickelten wir klare und effektive Strategien und Vorgehensweisen:

  • Fokus auf unsere Stärke: Die Unterstützer:innen mit einer starken Community-Kampagne einbeziehen.

  • Definition spezifischer Zielgruppen für die Überzeugung und Mobilisierung aufgrund Meinungsforschung und Testing:

    • Menschen im Ruhestand sind direkt von der Initiative betroffen, aber sie sind auch statistisch gesehen diejenigen, die am meisten abstimmen gehen.

    • Parteiungebundene und zum Teil Unterstützer:innen von SVP und Mitte, insbesondere ärmere und schlechter ausgebildete.

    • Schweizer Bürger:innen mit Migrationshintergrund, die besonders von niedrigen Renten betroffen sind. 

    • Frauen, da deren Renten durchschnittlich 32% niedriger sind als die der Männer. Zudem wählen Frauen linker als Männer. 

  • Besondere Ausrichtung auf Kipp-Kantone: Durch die Analyse ähnlicher vergangener Abstimmungen der letzten Jahre und dem Einsatz eines neuen Prognose-Modells haben wir die Kantone identifiziert, die für das Erreichen des Ständemehrs entscheidend sind. Wir haben regionale Inhalte erstellt und die digitale Werbung auf diese Kipp-Kantone fokussiert.

  • Monitoring der Stimmung: Auf der Grundlage von Umfragen unseren Prognosen konnten wir die Strategien ständig anpassen. Wir haben auch Kommentare in sozialen Netzwerken und in den Medien berücksichtigt, um unsere Kommunikation anzupassen.

  • Effiziente und unkomplizierte Zusammenarbeit: Dank wöchentlichen Check-Ins mit dem Team des SGB und einem Austausch ohne unnötige Formalitäten konnten wir Projekte im Verlauf des Projekts vorschlagen und anpassen. Und Ideen, Vorschläge und Wünsche, die vom SGB eingebracht wurden, schnell umsetzen.

 
 

Wir stellen detaillierter drei Kampagnenbereiche vor, an denen wir stark beteiligt waren. Alle Arbeiten erfolgten in enger Absprache und Arbeitsteilung mit dem SGB-Kampagnenteam welchem wir herzlich für die Zusammenarbeit danken. Weitere Arbeiten hat die Agentur Feinheit erbracht, z.B. die Erstellung des Kampagnen-Visuals.

 

1. Unterstützer:innen als Verstärker:innen: Community-Kampagne

Community-Aufbau und -Aktivierung. Dank der langjährigen gemeinsamen Aufbau-Arbeit mit dem SGB konnten wir bereits kurz nach der überraschenden Bekanntgabe des Abstimmungsdatums eine grosse Anzahl von Unterstützer:innen für die Abstimmungs-Phase aktivieren. Sofort haben wir gespürt: Die Menschen im Land sind extrem bereit, sich persönlich für ein Ja einzusetzen. Eine Umfrage zur Unterstützung ergab tausende von Antworten. Von Menschen, die selbst auf eine 13. AHV-Rente angewiesen sind und von vielen solidarischen Supporter:innen. Diese Menschen haben sehr viel Zeit und Kleinspenden für ein Ja zur 13. AHV investiert. 

Überzeugen und Mobilisieren. Diese Basis an Unterstützer:innen konnte die Kampagne so richtig in Schwung bringen: Durch regelmässige E-Mail-Kommunikation, konkrete Call-to-Actions (Teilen von digitalen Inhalten, Verteilen von Flyern, Spenden, etc.) und Präsenz in den sozialen Medien konnten diese Zehntausenden von Unterstützer:innen die Kampagnenbotschaften als Verstärker:innen weitertragen. Sie haben in ihrem Umfeld Überzeugungsarbeit geleistet und stark mobilisiert. 

 

Mobilisierungsplattform: Wir haben eine Mobilisierungsplattform eingerichtet (Konzeptualisierung und Umsetzung), über die die Menschen auf einfache Weise eine Erinnerungsnachricht an ihre Angehörigen und Freunde über Whatsapp oder andere Kommunikationskanäle verschicken konnten. Ein Zähler zeigte an, wie viele Menschen im Rahmen dieser gross angelegte Aktion erreicht wurden: über 715’000 Menschen!

 

Briefkästel-Tool: Über 2600 Personen haben sich in der ganzen Schweiz gemeldet, um Flyer in ihrer Nachbarschaft zu verteilen. Um dies kooordiniert durchzuführen, haben wir ein Tool entwickelt, das auf der Karte zeigt, in welche Briefkästen die Flyer verteilt werden sollen. So wurden über 200’000 Flyer durch Freiwillige gezielt in Briefkästen verteilt.

 

WhatsApp-Kampagne: Die Menschen wurden ermutigt, Inhalte über WhatsApp in mehreren Sprachen zu teilen. Dafür haben wir spezifische Bilder und Videos erstellt, welche die Community selbstständig weitergeleitet hat.

 
 

2. Zielgerichtet Online Überzeugen und Mobilisieren: Digitale Kampagne

Mit unserer digitalen Kampagne haben wir neun verschiedene Kommunikationsstränge an unterschiedliche Zielgruppen ausgespielt. Unser Ziel: Kopf und Bauch anzusprechen, indem wir Fakten hervorheben und gleichzeitig Emotionen aufnehmen.

Einige Beispiele: 

  • Altersarmut während Weihnachten 

  • Diasporas auf Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Albanisch und Serbisch angesprochen

  • Frauen spezifisch angesprochen

  • Die Opposition angesprochen und gezeigt, wie breit die Zustimmung ist. (SVP & Mitte Abweichler)

  • Die Verwechslungsgefahr der Renten-Initiativen thematisiert

 

Unsere Hauptzielgruppen waren Menschen ab 45+ und die Kantone, in denen es knapp werden könnte. Insbesondere die Ständestrategie haben wir laufend angepasst, je nach neuen Erkenntnissen. 

Während der gesamten Kampagnenlaufzeit haben wir…

  • über 71  Millionen Impressions generiert

  • über 200'000 Clicks auf diverse Landing Pages erzielt

  • Videos ausgespielt, die 3,5 Millionen mal bis zum Ende geschaut wurden.

Grosse Reichweite über eine Vielzahl von Kommunikationskanälen

  • Youtube: Starker Fokus auf Videos.

  • Radio: Spots für Internet-Radio.

  • Instagram und Facebook : Paid Social Media Ads.

  • Display-Ads auf Internetseiten wie z: B. Tages Anzeiger, Blick, Watson, etc.

Erstellen von Inhalten:  Wir haben die meisten Inhalte selbst oder über unser Netzwerk produziert (Bilder, Videos, Radiospots). Unsere Inhalte waren so konzipiert, dass diese weitergeleitet werden konnten.

 
 

3. Finanzierung mit Kleinspenden: Fundraising

Gemeinsam mit dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) haben wir ein erfolgreiches Fundraising organisiert.

Unser Ansatz:

  • Multikanal-Fundraising: Ansprache der Zielgruppe über verschiedene Kanäle wie Direct-Mail-Fundraising (Papier) und Digitales Fundraising (Email)

  • Personalisierte Kommunikation: Passende Botschaften für verschiedene Spender:innengruppen.

  • Emotionale Ansprache: Verdeutlichung der Bedeutung der 13. AHV-Rente für die Menschen in der Schweiz.

  • Aktuelle Ereignisse: Mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit haben wir auf neue Ereignisse reagiert und diese ins Fundraising eingebunden.

  • Einfache Spendenmöglichkeiten: Schnelle und unkomplizierte Spenden per Online-Formular, Twint oder Einzahlungsschein

Das Ergebnis:

  • Überdurchschnittliche Beteiligung: Über 25’000 Einzelspenden sind bei dieser Kampagne eingegangen

  • Hohes Spendenaufkommen: Viele kleine Spenden, welche aber in der Summe einen signifikanten Beitrag zur Finanzierung der Kampagne geleistet haben.

 

6 Monate Kampagne, 10 beteiligte Mitarbeitende, 1 historischer Erfolg

Diese Kampagne, getragen von zehntausenden von engagierten Menschen und organisiert vom SGB hat das historische Resultat mit 58% Ja vom 3. März 24 möglich gemacht. Noch nie zuvor wurde eine sozialpolitische Initiative von Links angenommen.

Es war uns eine Ehre, Teil davon gewesen zu sein!

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Lass uns gemeinsam die Schweiz verändern.

 
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